zwischen freude und unbehagen.

Ein Sonntag im Mai. Verschlafen krieche ich aus dem Schlafkabuff unserer Gartenlaube. Mein Kind kommt angeflitzt, hält mir einen süßen, etwas struppigen Blumenstrauß entgegen, den es an den Wegesrändern der Gartenkolonie gesammelt hat. Es strahlt mich an und sagt: „Alles Gute zum Muttertag, Mama!“

Später zaubert es ein leicht zerknittertes Gebastel aus seinem Schulranzen. Eine buntbemalte Vorlage mit Texten wie „Du bist die Tollste!“, „Mama, ich hab dich so lieb.“ und dergleichen mehr.


Es ist mir ambivalent zumute.

Ich freue mich über das Strahlen meines Kindes. Das liebevolle Sträußchen rührt mich. Und ich freue mich ausschlafen zu dürfen. Gleichzeitig hab ich schon als Kind gelernt: Das mit dem Muttertag ist Mist!

Die Stimme meiner Mutter habe ich noch im Ohr: „Ich will nicht, dass ihr mir einmal im Jahr dankt für all die Arbeit. Ich will, dass ihr mir das ganze Jahr über helft.“ Das Wörtchen helfen stößt mir heute natürlich auf, schiebt es die eigentliche Verantwortung für die Arbeit doch gleich wieder in die Schuhe meiner Mutter. Trotzdem, es war klar: Muttertag gab es bei uns nicht!

Na und was soll ich sagen? Wo sie recht hat, hat sie recht. Ein dankender Blumenstrauß im Jahr für 365 Tage Care-Arbeit, das kann es wohl nicht sein. Das galt damals wie heute.

 

Von einer flächendeckenden fairen Arbeitsverteilung sind wir weit entfernt. Es gibt also noch viel zu tun!

Umdenken erwünscht.

Nun bin ich nicht erst seit gestern eine erwachsene Frau und selber Mutter. Es ist bald 40 Jahre her, dass meine Mutter diesen Satz zu mir sagte. Doch die Idee, dass Care- und Hausarbeit eigentlich irgendwie doch Frauen- bzw. Müttersache ist, ist noch immer weit verbreitet. Von einer flächendeckenden fairen Arbeitsverteilung sind wir weit entfernt. Es gibt also noch viel zu tun!

So nehme ich diesen Muttertag zum Anlass, um einige Tools und Anregungen vorzustellen, die mir und meinen Klient*innen auf dem Weg zu einer faireren Aufgabenverteilung und einer gleichberechtigten Partnerschaft geholfen haben.

 

 

tools für eine faire verteilung von care-arbeit

 

Legen wir die Karten auf den Tisch!

Es ist ein spielerischer Ansatz, mit dem sich das Fair Play Karten-Set den Fragen der Aufteilung von Care- und Hausarbeit nähert. Auf hundert Karten sind verschiedenste Aufgaben aufgelistet, darunter Kindergeburtstage vorbereiten, Rechnungen bezahlen, Wäsche waschen, Kinder in der Nacht begleiten, Schulzubehör besorgen, Blumen gießen, Arzttermine, Kümmern um Eltern und Schwiegereltern und vieles mehr … Für manch ein Familienmitglied mag es ein Augenöffner sein, für andere eine Bestätigung von Gefühltem und Vermutetem.
In jedem Fall hilft das Fair Play Deck einen Überblick zu erlangen. Um von dort aus neu zu entscheiden, ob es so bleiben soll, ob alle damit zufrieden sind oder ob ihr in Verhandlungen treten wollt für eine Neuverteilung.

Fair Play Karten-Set/The Fair Play Deck (bisher leider nur auf Englisch erhältlich)

Die Rechnung bitte!

 

Doch selbst, wenn du nun weißt, welche Aufgaben du übernimmst und welche dein*e Partner*in, so ist doch immer noch schwer abzuschätzen, wer zeitlich wie viel reinbuttert. Für diese Frage helfen verschiedenen Apps, in denen du deine tägliche Care- und Haushaltsarbeit zeitlich erfassen kannst.

Und wenn du magst, kannst du deiner Arbeit sogar ein Preisschild verpassen. Du definierst einen Stundenlohn, das kann sich z.B. orientieren an dem, was du verdienen würdest, wenn du mehr Erwerbsarbeit leisten würdest. Und so wird der Wert deiner Care- und Hausarbeit ermittelt.

Die Idee ist es, dieser oft nicht validierten Arbeit einen Wert zu geben und diesen auch schwarz auf weiss sichtbar zu machen.

Care-Rechner

Who Cares app

 

Es ist ein spielerischer Ansatz, mit dem sich das Fair Play Karten-Set den Fragen der Aufteilung von Care- und Hausarbeit nähert.

Utopien, die raue Wirklichkeit und Tipps für den Alltag.

Wenn du Lust hast einzutauchen in Vorstellungen davon, wie es sein könnte in einer schönen Zukunft und gleich noch ein paar Schritte für den Weg vorgeschlagen bekommen magst, dann schmöker doch mal rein in „Das Buch, das du gelesen haben solltest, bevor du Mutter wirst“ (auch wenn du schon Mutter bist).

Johanna Fröhlich Zapata zeigt humorvoll Utopien von einer gleichberechtigten Zukunft auf, zeichnet Erfahrungen aus der rauen Wirklichkeit nach und gibt handfeste Anleitungen und Impulse, wie zum Beispiel ein regelmäßiges Zwiegespräch, eine Icke-Ecke und einen Partnerschaftsvertrag.

Das Buch ist eine tolle Quelle der Inspiration für die praktische Ausgestaltung einer gleichberechtigten Partnerschaft.

Das Buch, das du gelesen haben solltest bevor du Mutter wirst

von Johanna Fröhlich Zapata

Kompetenzen eine*r Familienmanager*in

 

Vor einigen Tagen fiel auf, dass auf LinkedIn eine große Anzahl an Menschen eine neue Jobposition verkündeten. Sie seien zwar schon seit etlichen Jahre Zeit bei dem Arbeitgeber „Unpaid Care Work“ angestellt, möchten das jetzt aber noch einmal öffentlich verkünden, schrieben einige.

Es handelt sich dabei um eine Initiative von Franziska Büschelberger und Katrin Fuchs. Die Idee ist es, die eigene Care-Tätigkeit im LinkedIn Lebenslauf durch die Tätigkeit beim fiktiven Arbeitgeber “Unpaid Care Work” auszuweisen und so eine Anerkennung der Care-Arbeit als Arbeit, die die Menschen tagtäglich verrichten, sichtbar zu machen.

Auch die Vielzahl an Kompetenzen, die Menschen in ihrer Care-Arbeit erlangen, gelangt so in das Licht der Aufmerksamkeit.

Dieser eindrücklichen Initiative sind binnen Tagen mehr als 10.000 Menschen gefolgt. Ein gelungener Schachzug, wie ich finde.

Unpaid Care Work

LAss uns in den Austausch kommen!

Hast du Erfahrung mit einem der genannten Tools? Hast du andere Anregungen und Tipps, wie die Aufteilung von Care-Arbeit fair gestaltet werden kann? Was hilft dir, um Gleichberechtigung in der Familie ganz praktisch umzusetzen?

Ich freue mich darauf in den Kommentaren von deinen Erfahrungen zu lesen!

 

 

Hell yeah, es ist eine ganze Menge, was ich als Mutter tagein tagaus so wuppe (, auch wenn wir uns die Aufgaben alle teilen). Da darf ich mich auch mal feiern lassen!


und was den muttertag angeht …

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… so habe ich für mich entschieden: Ich lebe in einer gleichberechtigten Partnerschaft. Meine Kinder, empfinden das als normal, es ist ihr Alltag. Ich darf natürlich nicht nur am Muttertag ausschlafen. Und ich bekomme sogar auch manch anderes Mal Blumen geschenkt. Von daher kann ich all die kleinen Aufmerksamkeiten auch am Muttertag mit Freude annehmen.

Denn hell yeah, es ist eine ganze Menge, was ich als Mutter tagein tagaus so wuppe (, auch wenn wir uns die Aufgaben alle teilen). Da darf ich mich auch mal feiern lassen!


 

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