kennst du dein wohlfühl­tempo?


Im Dauerlauf durch den Alltag

Antje hetzt im Dauerlauf durch ihre Tage. Ihr Körper ist meist leicht nach vorne geneigt, stets die nächste Aufgabe im Blick. Ihr Atem erreicht ihre Brust nur oberflächlich. Pause ist für sie ein Fremdwort.

“Kennst du eigentlich deine Wohlfühlgeschwindigkeit?” frage ich sie. Verwirrt schaut sie mich an: “Wohlfühlgeschwindigkeit? Was ist das?”

Gewohnheitstempo vs. Wohlfühlgeschwindigkeit


Viele Menschen sind gewohnheitsmäßig in einem Tempo unterwegs, dass ihnen gar nicht wirklich bewusst ist. Es scheint normal oder notwendig. Es scheint sich aus Umständen und Verpflichtungen zu ergeben.


Doch unsere Gewohnheitsgeschwindigkeit ist in Teilen eben genau das eine Gewohnheit. Etwas was wir uns angewöhnt haben und es nun gar nicht mehr hinterfragen, sondern gewohnheitsgemäß in diesem Tempo Dinge, Aufgaben und unser Leben angehen.
 Auf Nachfrage finden viele Menschen eine Antwort auf die Frage nach ihrer Gewohnheitsgeschwindigkeit.


Nur wenige hingegen sind sich bewusst darüber, mit welcher Geschwindigkeit sie sich eigentlich am wohlsten fühlen würden. Durch äußere Anforderungen sowohl in der Kindheit als auch im Jetzt haben wir das Gefühl dafür verloren, in welchem Tempo wir Dinge gerne tun würden, was also unsere Wohlfühlgeschwindigkeit ist.

Wurzeln deiner Geschwindig­keit

Unser Gewohnheitstempo haben wir im Laufe des Lebens etabliert. Die Basis wird oftmals schon in der Kindheit gelegt.


Wurdest du in der Kindheit fortwährend ermahnt schneller zu machen, so hast du dir das evtl. angewöhnt. Und es ist zu deinem Normal geworden, dich zu hetzen. Bist du als Kind wiederkehrend ausgebremst worden, hast du dir dein eigenes Tempo und die damit verbundene Kraft vielleicht abtrainiert. Und gehst nun eher gebremst durch dein Leben.

In beiden Fällen ist das Gefühl zu deinem Wohlfühltempo in den Hintergrund gerückt oder sogar verloren gegangen.

viele Schmetterlinge fliegen vor einem Fenster

Zwischen Zwang und Spielraum

Neben der kindlichen Prägung nehmen natürlich auch die aktuellen äußeren Zeit- und Geschwindigkeitsvorgaben, die deinen Alltag prägen Einfluss auf dein Gewohnheitstempo. Dabei gibt es unveränderbare Zwänge, denen du ausgesetzt bist. Und es gibt immer auch Spielräume, die du überprüfen kannst und mit denen du experimentieren kannst. Zum Beispiel indem du dir die Frage stellst: Was wäre anders, wenn ich das, was ich tue in einem anderen, angenehmeren Tempo tun würde? Gäbe es eine reale, schlimme Konsequenz? Oder bliebe alles weitestgehend gleich, nur mir ginge es besser?

Die Gefahr des gehetzten Lebens

Wer sein Leben dauerhaft in einem gehetzten Gewohnheitstempo lebt, läuft Gefahr in eine tiefe Erschöpfung oder gar ein Burnout zu fallen. Du tust daher gut daran und deine Alltagsgeschwindigkeit unter die Lupe zu nehmen und Schritt für Schritt mehr Geschwindigkeitsvielfalt in deinen Alltag einzubauen.

finde deine wohlfühl­geschwin­digkeit

Ein erster Schritt

Finde heraus wie sich deine Wohlfühlgeschwindigkeit anfühlt!

Beobachte im Alltag, wann fühlst du dich gut mit dem, was du tust und der Geschwindigkeit in der du es machst? Welche Tätigkeiten führst du in deinem Wohlfühltempo aus? Sind es kleine Momente oder große Teile deines Tages?


Mach dir eine Liste.


Wenn du keinen Bezug zu deiner Wohlfühlgeschwindigkeit findest, lade ich dich ein bewusst zu experimentieren. Tue Dinge langsamer oder schneller als gewöhnlich.

Achte darauf, wie es sich jeweils anfühlt. Wie reagiert dein Körper? Verändert sich deine Stimmung und dein Wohlbefinden? So kannst du nach und nach deine Wohlfühlgeschwindigkeit herausfinden.


Die Balance finden: Multi­temporalität im Alltag

Es ist unrealistisch, immer in deiner Wohlfühlgeschwindigkeit zu leben. Das ist auch in Ordnung.

Du kannst manche Dinge in Eile machen, solange du einen Ausgleich dazu hast.
 Wir versuchen also Geschwindigkeitsvielfalt in unserem Alltag zu etablieren.

Oder in anderen Worten: Multitemporalität.

Dieses Pendeln zwischen schnell und langsam, Anspannung und Entspannung, Ruhe und Sturm kannst du ganz bewusst genießen.

bunte Konfetti vor blauem Hintergrund

dein tag im geschwindigkeits-check

Zweiter Schritt

Beobachte dich an einem ganz normalen Tag:


Hetzt du atemlos durch den Tag, ähnlich wie Antje? Oder erlebst du verschiedene Geschwindigkeiten im Verlauf eines Tages?


Was sind typische Momente im Tag, in denen du gewohnheitsgemäß in ein Tempo verfällst, welches vielleicht gar nicht nötig ist? Und welches dir und der Situation nicht zuträglich ist?


 

Frage dich im Verlauf des Tages:

  • Was mache ich gerade und in welchem Tempo?
  • Wie fühlt sich mein Körper dabei an?
  • Wie wirkt sich mein Tempo auf mein Erleben und meine Wahrnehmung aus?
  • Möchte ich das genau so machen?
  • Möchte ich es anders?
  • Gibt es einen Spielraum, es anders zu machen?
  • Und wenn ja, was wäre wohltuender?

verän­derungen planen

Kleine Schritte Richtung Balance

Hast du Lust deine aktuelle, gewohnheitsmäßige Situation noch klarer zu überblicken und Schritte der Veränderung zu gehen?

Dann visualisiere deinen Tag!  Und zeichne einen Tages- oder Wochenplan, in dem du die Tätigkeiten in verschiedenen Farben markierst, die du üblicherweise in Hektik, in Ruhe, in heftigem Stress, in moderatem Stress, in gemütlichem Tempo, oder als Stillstand erlebst.


Nimm etwas Abstand und lass das Bild auf dich wirken.


Dann überlege dir, was du verändern möchtest. Und entwerfe erste Schritte, wie du die Veränderung angehen kannst. Was willst du vergrößern und was darf ein klein wenig kleiner werden?

Nimm dir kleine Schritte vor, die du wirklich umsetzt, denn Veränderung passiert oft in kleinen Schritten.

 

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Erzähl mir gerne in den Kommentaren von deinen Erfahrungen mit dieser Übung und deinen verschiedenen Geschwindigkeiten. Und teile, wenn du magst die Schritte, die du gehst, damit kannst du auch andere inspirieren.

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